Tristan und Isolde in Dichtungen des Hochmittelalters

Hermann Reichert:
Tristan und Isolde in Dichtungen des Hochmittelalters

2022, ISBN 978-3-7069-1151-1, VIII + 291 Seiten, Klappenbrosch.
DOI: 10.23783/9783706911511
€ [A] 29,90 / € [D] 29,10

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Gottfried von Straßburg, ‚Tristan‘ v. 204-207:

Swem nie von liebe leit geschach,
dem geschach ouch liep von liebe nie.
Liep und leit, diu wâren ie
an minnen ungescheiden.

Wem von der Liebe nie Leid geschah,
dem geschah auch nie Liebes von der Liebe.
Liebes und Leid, die sind von jeher (‚waren immer‘)
in der Liebe ungetrennt.

Die Tristan-Romane sind nicht losgelöst von der Diskussion um das ‚eigent­li­che We­sen der Liebe‘ zu verstehen. Der Tristanstoff bot als Ehebruchs­ge­schich­te beste Voraussetzungen dafür, Lie­be, Gesellschaft und Tugenden gegen­einan­der auszuspielen, unter der Prä­mis­se, dass die Liebe mächtiger ist als der mensch­li­che Wille. Ich inter­pre­tiere die altfranzösischen, mittelhochdeutschen, altnordischen und altenglischen Texte unter Berücksichtigung der überlieferten Handschriftentexte, wie das in Forschungsarbeiten sein soll, und gebe außerdem zu Original­zitaten Übersetzungen und Wort­er­klä­run­gen, damit (noch) nicht in Mediä­vis­tik Aus­ge­bildete nicht durch einen ‚Draht­zaun gegen Unbe­ru­fe­ne‘ aus­ge­schlos­sen werden.