Corrêa, Marina: Musikalische Formgebung in Gert Jonkes Werk

Marina Corrêa
Musikalische Formgebung in Gert Jonkes Werk
2008, ISBN 978-3-7069-0484-1, 216 S., brosch.
€-A 28,00 / €-D 27,20

Die Form eines Kunstwerks verlangt – auch wenn sie in ihrer Disziplin bereits eine Reihe von Kategorisierungen erfahren hat – vom Künstler besondere Sorgfalt, da sie die von ihm intendierten Inhalte trägt. Die Kunst verfügt über die Freiheit, von den Formvorgaben der normierten Gattungen abzuweichen. Daraus ergibt sich das inhärente Paradoxon eines für die Rezeption definierbaren Kunstobjekts. Obwohl jede Kunstrichtung unterschiedlich mit ihren Gattungen umgeht (schließlich unterscheidet sich etwa das Material der bildenden Kunst von dem der Musik oder der Literatur), existieren in allen Künsten Entlehnungen und Übertragungen von Formen aus Nachbardisziplinen. Diese sogenannte Intermedialität, die mit einer Gattungstransformation einhergeht, modifiziert selbstverständlich auch die betroffenen Inhalte. Im besonderen Fall von literarischen Texten, die einen intermedialen Gattungsbezug zur Musik haben, dringt die selbstreferentielle Semantik musikalischer Strukturen in das Sprachsystem ein. Gert Jonke, der bereits in seinen frühen Texten einen besonderen Bezug zur Musik aufweist, verlegt seinen Aussageschwerpunkt immer mehr auf die Schnittstelle zwischen diesen zwei Kunstrichtungen. In den für diese komparatistische Studie ausgewählten Texten manifestiert sich die intermediale Auseinandersetzung insbesondere in der Formgebung, als würden Aussage und Form (statt Form und Inhalt) einander bedingen: Es ist kein Zufall, daß in diesen Texten der zeitgenössische Umgang mit der Kunst und deren Rezeption stark thematisiert wird. Der eigentliche Grund, weshalb sich dieser Autor an den Kompositionsverfahren der Musik orientiert, liegt aber in seiner Auseinandersetzung mit der illusorischen Darstellbarkeit von Raum und Zeit mittels Sprache. Diese intermediale Analyse untersucht, welche Thematiken in Gert Jonkes Texten durch Übertragungen aus der Nachbardomäne der Musik zum Vorschein gebracht werden.