Anreiter, Peter: Frühnennungen der Nord- und Osttiroler Gemeindenamen (von den Anfängen bis 1500). Teil 5: Erhebungen aus urkundlichen Quellen des Tiroler Landesarchivs. ISBN 978-3-7069-0392-9. Broschiert, 2006, 189 Seiten. €-A 29,00; €-D 28,20
Manche Namenkundler und Namenkundlerinnen gehen bisweilen recht sorglos mit dem Begriff Urkunde um. Für sie ist praktisch jedes alte Dokument eine „Urkunde“, ohne zu unterscheiden, ob es sich tatsächlich um eine Urkunde (i. e. S.) oder etwa um ein Urbar, einen Grenzakt, einen Codex, einen Kataster usf. handelt. Aber eine Urkunde ist – zumindest aus der Sicht der Geschichtswissenschaften – ein exakt definierter Dokumententypus, in welchem ein bestimmter Sachverhalt bzw. ein nachvollziehbares Rechtsgeschäft, das zwischen Rechtsparteien geschlossen wurde oder noch zu schließen ist, schriftlich fixiert wird. Dabei weisen die meisten Urkunden eine arttypische Textstruktur auf, die für die Gültigkeit des jeweiligen Rechtsaktes unerläßlich ist. Linguistisch betrachtet bilden Urkunden somit eine eigene, unverkennbare Textsorte und konstituieren – archivalisch gesehen – einen eigenen Archivbestand, über dessen Umfang und überstrichenen Zeitraum entsprechende Repertorien eine Erstinformation liefern. Der vorliegende Band enthält nun diejenigen Nord- und Osttiroler Gemeindenamen, die in den Urkunden des Tiroler Landesarchivs erhoben wurden, wobei als zeitlicher Rahmen wiederum die Jahrhunderte von den Anfängen bis 1500 gewählt wurden. Die für unsere Untersuchung relevanten Bestände sind: . die sog. Urkundenreihe I und II, deren Basis das Schatzarchiv, also das zentrale landesfürstliche Archiv der Grafschaft Tirol bildet; . die Kaiserurkunden, die die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches anfertigen ließen; . die Großlibelle, die als jüngster Archivbestand des TLA anzusehen sind; . die Parteibriefe, die gewisse Privatpersonen zur rechtlichen Absicherung bei den Zentralbehörden der Landesfürsten deponierten.