Cichon, Peter / Czernilofsky, Barbara / Tanzmeister, Robert / Hönigsperger, Astrid (Hg.): Entgrenzungen. Für eine Soziologie der Kommunikation. Festschrift für Georg Kremnitz zum 60. Geburtstag. Mit einer CD-ROM. ISBN 978-3-7069-0276-2. Broschiert, 2005, 491 Seiten. €-A 60,00; €-D 58,40
Zwei Themenschwerpunkte stehen derzeit im Zentrum der gemeinsamen Arbeit der Wiener Forschungs- und Arbeitsgruppe um Georg Kremnitz. Es sind dies die Soziologie der Kommunikation und Sprachen in Räumen. Unter Soziologie der Kommunikation verstehen wir einen Forschungsansatz, der vor allem die soziale Bedingtheit von Sprache akzentuiert, Sprache in ihrer formalen Verfasstheit als Funktion der kommunikatorischen Anforderungen betrachtet, denen die Sprecher unterliegen. Formale Diversität und Dynamik der Sprache ebenso wie alle Formen von Mehrsprachigkeit werden unter diesem Blickwinkel zu einer natürlichen Konsequenz ihrer multiplen sozialen Funktion. Unser Erkenntnisinteresse gilt vor allen Dingen den dynamischen Aspekten der kommunikativen sozialen Praxen. Dabei rückt neben der individuellen Kommunikation auch und im Besonderen die Kommunikation in Institutionen ins Zentrum der Betrachtung – wobei wir von einem weit gefassten Begriff von Institution ausgehen. Eine Soziologie der Kommunikation, die primär das Sprechen, also Sprache in Verwendung in den Vordergrund rückt, sieht sich rasch mit der Multiplizität und Variationalität der Sprachen im Raum konfrontiert. ,Raum‘ verstehen wir dabei nicht nur in einem geographischen, sondern vor allem in einem sozialen und medialen Sinne. Solche sprachlichen und kommunikatorischen Räume existieren immer im Plural und entwickeln eine Vielzahl verschiedener Ausgreifungen und Schnittmengen, die das traditionelle Grenzkonzept von Sprachen in Bewegung bringt. Sprachräume und Kommunikationsräume sind selten deckungsgleich, sodass eine Soziologie der Kommunikation zugleich zu einer gewissen Entgrenzung traditioneller Sprachraumkonzepte führt.