Luer, Nadya: Form und Engagement. Untersuchungen zur Dichtung und Ästhetik Erich Frieds. ISBN 978-3-7069-0214-4. Broschiert, 2004, 298 Seiten. €-A 32,00; €-D 31,10
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Es ist Unsinn – sagt die Vernunft – Es ist was es ist – sagt die Liebe:“ — Die erste Strophe des wohl bekanntesten Liebesgedichtes „Was es ist“ von Erich Fried führt direkt in die zentrale Überlegung der vorliegenden Studie: Was bewirkt bei Frieds Gedichten, dass man sie trotz oder gerade wegen ihrer Einfachheit immer wieder lesen muß? Das führt zu der Frage nach der Form beziehungsweise des „Gestaltungsmodus“ eines Werkes, aus der Kunst ihre Wirksamkeit bezieht. Das Gedicht zeigt zwei wesentliche Seiten, die für Frieds Dichtung charakteristisch sind – zum einen die formal kraftvolle und zum anderen die vermeintlich einfache Sprache. Eine Sprache, die einfach sein muß, da sie sonst gar nicht in die Gefühlstiefen eindringen könnte, die ein Gedicht wie „Was es ist“ enthält. In der sprachlichen Artikulation spiegelt sich die eigene Sicht des Dichters auf die Welt wieder. Es hat den Anschein, dass sich Fried eine neue Sprache bzw. ein neues Beziehungsmuster von Sprache organisiert und damit eine neue Form, die Dinge zu sehen. Wie in „Was es ist“ ist auch in vielen anderen Gedichten Frieds ein grundlegendes Prinzip augenfällig: das Aufbrechen sprachlicher Konventionen. Fried bemüht sich in seiner poetischen Formgebung nicht um eine bloße Repräsentation von Wirklichkeit (als instrumentelle Bezeichnung für Inhaltliches). Er versucht mit seiner sprachlichen Formgebung Wirklichkeit erkennbar und nachdenkenswert zu machen. Darin besteht sein besonderes Verdienst als Poet.