Vergil, Horaz und Ovid in der ungarischen Literatur 1750‒1850

Réka Lengyel & Gábor Tüskés (Hg.):
Vergil, Horaz und Ovid in der ungarischen Literatur 1750‒1850
[= Singularia Vindobonensia, Band 9]

Mit ausgewählten Beiträgen einer 2016 in Miskolc veranstalteten Tagung widmet sich Band IX der »Singularia Vindobonensia« der Rezeption und Transformation augusteischer Dichter in der ungarischen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts und eröffnet Einblicke in ein literarisches Schaffen, das von der fruchtbaren Interaktion antiker, neulateinischer und vernakulärer Traditionen geprägt ist. In Auseinandersetzung mit Vergil entstand das deutsche Epos »Tunisias« des Erzbischofs von Eger, Johann Ladislaus Pyrker, aber auch neulateinische Gelegenheitsdichtung. Eine besondere Bandbreite zeigt die Horaz-Rezeption: Der jungen Disziplin der Ästhetik diente die »Ars poetica« als Bezugstext, Themen horazischer Lyrik wie Freundschaft und Lebensgenuss waren Inspirationsquelle für Dichtung im Stil der Empfindsamkeit, während die sympotischen Oden mit einer reichen Überlieferung studentischer Trinklieder verschmelzen konnten. Schließlich eignete sich die auf Unabhängigkeit bedachte Dichterpersönlichkeit als Identifikationsfigur in der politischen Standortbestimmung gegenüber der Habsburgermonarchie. An Ovids Schicksal interessierten neben seiner politischen Dimension nachantike Lokalbezüge, sodass nicht nur mythologische Stoffe für das Schultheater aus seinen Werken gewonnen wurden, sondern der verbannte Dichter selbst auf die Bühne trat. Die intensive schulische Ovid-Lektüre spiegelt sich in der Allgegenwart von Zitaten, sogar in wissenschaftlichen Kontexten; nicht zuletzt dokumentieren Kataloge und zum Teil erhaltene Bestände von Adelsbibliotheken die anhaltende Beschäftigung mit den lateinischen Klassikern.

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